22.01.2015: La Grande Guerre au grand écran

Ein Abend mit großem Gewinn für die leider nicht sehr zahlreich erschienenen Zuhörer. Michel Jacquet, Historiker aus Augsburgs Partnerstadt Bourges, erfüllte voll die großen Erwartungen, die die Erinnerung an einen früheren Vortrag – zur französischen Verarbeitung der deutschen Besetzung Frankreichs 1940-1944 in französischen Kinofilmen nach 1945, siehe in „Archiv“ 28.11.2007 – geweckt hatten. In seinem wiederum auf Französisch – sehr deutlich und verständlich -gehaltenem Vortrag wies er eindringlich auf die Unterschiede und den Wandel in der Wahrnehmung des 1. Weltkriegs und seiner Schrecken nicht nur in französischen Kinofilmen, sondern auch in der Filmproduktion der USA, Großbritanniens und Italiens hin. Der Bogen spannte sich von der Instrumentalisierung zu anti-deutschen Propagandazwecken in den ersten Jahren des Krieges (z. B. Einstimmung der amerikanischen Bevölkerung auf den Kriegseintritt) über eine Anklage der Greuel und des sinnlosen Todes bis zu einem neuen auf Einzelschicksale gerichtetem Interesse, wesentlich bestimmt durch den Trend zu genealogischen Nachforschungen. Sorgfältig ausgewählte und kommentierte Filmausschnitte veranschaulichten die Ausführungen auf eindringliche, teilweise erschütternde Weise.Ein besonderes Anliegen Michel Jacquets war es, den deutschen Zuhörern klar zu machen, dass und warum im franzöischen kollektiven Bewusstsein der 1. Weltkrieg – eben „la Grande Guerre“ – ein weitaus größere Bedeutung hat als bei den Deutschen.
Es war ein Abend von hohem landeskundlichen Wert.